In den ersten Jahren von Beats by Dr. Dre gab es noch eine Menge Dinge, die man tatsächlich hätte aufschreiben können und vielleicht sollen. Es waren von Anfang an schicke und teure Kopfhörer, die dort gebaut wurden und man hat oft Menschen davon sprechen hören, dass sie als Schal oder als Halsband am besten taugen würden, weil sie erstens einen furchtbar basslastigen Klang haben und zweitens bei Gebrauch sehr schnell kaputt gehen.
Doch die Vermarktung war vom ersten Moment an genial und ein Lehrstück für viele andere. AKG hat es später mit Quincy Jones versucht, mach anderen haben Kopfhörer kreiert, aber keiner kam an den Erfolg von Beats heran. Chapeau dafür.
Die Kopfhörer selbst sind immer noch nicht jedermanns Sache, aber die Schwächen der Anfangsjahre haben sie nicht mehr.
In derselben Zeit aber fand eine Entwicklung statt, die wir im Moment auch wieder sehen und die einerseits sehr amüsant, andererseits auch sehr beunruhigend ist.
Bewerbungsgespräche. Immer wieder ein spannendes Thema und ein Frühindikator für die Entwicklung der arbeitenden Bevölkerung.
Vor vielen Jahren gab es schon mal einen Arbeitnehmermarkt, die Betriebe suchten dringend Fachkräfte – so wie heute auch. Doch während sich die heutige Situation sehr bald und für lange Zeit zugunsten der Arbeitgeber wandeln wird, war es damals langanhaltend andersherum.
Die Erlebnisse in dieser Zeit könnten ein Buch füllen – mein Titel stand damals schon fest: „Da draußen wartet keiner auf Dich!“
Studienabgänger waren damals die schlimmsten. Null Erfahrungen gesammelt, durchschnittliche Leistungen im Studium, aber eine Anspruchshaltung, die mich bald als Sprecher in die Unis getrieben hätte. Sie wurden und werden in der Erwartungshaltung durch die Professoren und die Eltern derart gepusht, dass sie glaubten, sie könnten sich alles erlauben. Heute heißt das Work-Life Balance, damals hieß es Führungsposition und Gehaltsvorstellungen.
So antwortete eine Bewerberin offenbar in völliger Ignoranz der zuvor beschriebenen Struktur der ULTRASONE und in vollem Ernst auf die Frage, wo sie sich in ein bis zwei Jahren im Unternehmen sehen würde mit “Dann habe ich eine Führungsposition und 10 Leute unter mir“. Aha, dachte ich mir und sagte: „Dann machen Sie also meinen Job – alles klar!“
Andere forderten Anfangsgehälter, die sie irgendwo für leitende Positionen bei BMW oder dergleichen gesehen hatten, nicht bedenkend, dass die Situation auf dem Land etwas anders ist als in der Stadt. Es war eine verrückte Zeit!
Meine Meinung dazu:
Man sollte immer einen gemeinsamen Weg finden, mit dem beide Seiten leben können. Die heutigen Berichte über die teils schon skurilen Vorstellungen gehen am Leben vorbei. Aber wer weiß – vielleicht schaffen wir es über Digitalisierung, den Arbeitsmarkt so zu gestalten, dass alle manuellen Tätigkeiten durch Roboter und alle Verwaltung durch KI gemacht werden.
Allerdings – für was brauchen wir dann noch Angestellte?